private collection-focussed researches
Werkverzeichnis, Sammlungsverzeichnis
Ein Verzeichnis ist wertvoll für Kunstschaffende und Sammler:innen, Historiker:innen und Kunstwissenschaftler:innen. Und zweckdienlich für Akteurinnen und Akteure des Erst- und Zweitmarkt.
Königsdisziplin wird geraunt, wenn jemand Werkverzeichnis sagt. Überall finden wir Lücken in der Herkunftsgeschichte eines Œuvre oder in der Biografie eines Kunstwerkes — sei es verursacht durch Händler:innen, Galerist:innen oder Museen, seitens der Künstler:innen selbst, Erben oder Sammler:innen. Historisch gesehen spielen sicher Kriege, Kolonialisierung und Enteignung eine wesentliche Rolle, aber eben auch solch (hoffentlich bald aussterbende) tagesaktuelle Praxis, dass Galerien selbst ihren Stammkünstlern nicht die Käufernamen ihrer Werke offenbaren: private collection heißt es dann im Katalog. Zunehmend strömen Kunstwerke auf den Markt; aber auch heute noch erstellen die wenigsten Kunstschaffenden ein Verzeichnis.
Die Erstellung eines Verzeichnisses ist ein umfangreicher Prozess, der eigentlich nie ganz abgeschlossen sein kann. Immer wieder finden sich neue Arbeiten oder Skizzen, Erkenntnisse, Schriftstücke oder veranlassen unterschiedliche Aussagen in Katalogen erneute Recherchen zu einem künstlerischen Nachlass. Automatisch wird nämlich zugleich die Vita eines jeden Menschen relevant, der einmal im Besitz des Kunstwerks war. Die Kunstgeschichte sowie der Zweitmarkt (Auktionen), aber auch Privatsammlungen; Museen und Galerien entwickeln aus den Daten und Belegen eine gewisse Prominenz des Kunstwerks oder des gesamten Werkkonvoluts und somit einen gesicherteren Wert.
Was bedeutet Werkverzeichnis oder Sammlungsverzeichnis?
Es ist die Indexierung aller nachweislich existenten Werke und den Daten zu einzelnen Kunstwerken: Vom derzeitigen Standort und allen Besitzerwechseln (Provenienzen) über Maße und Entstehungsjahr, Ankaufsjahr bis hin zu Rahmungen, Restaurierungen, Wachsdublierungen, neuen Aufspannungen, Firnis, ja, sogar für Fälschungen können Verzeichnisse angelegt werden. (Ernsthaft berechtigten Verdacht zu Fälschungen nimmt übrigens das LKA entgegen.) Wichtige Indikatoren beherbergen auch die verso-Abbildungen sowie die Rahmungen: Entweder hat ein Künstler seine Arbeiten immer in einem bestimmten Stil rahmen lassen oder wir begutachten einen Rahmen, den wir heute direkt einer Sammlung zuordnen können. Angaben zur Maltechnik, bspw. Öl auf Leinwand, werden selten hinterfragt: Ab wann ist denn nicht mehr von Öl, sondern von ölhaltigem Malmittel auf dem Gewebebildträger zu sprechen? Kunsttechnologische Untersuchungen können selten privat finanziert werden. Hier sollten Bearbeiter:innen und Werkverzeichnisautor:innen aber zumindest ihre Zweifel kennzeichnen und nicht einfach Informationen aus alten Büchern übernehmen. Zu verwechseln ist ein Werkverzeichnis allerdings nicht mit einem rechtskräftigen Gutachten.
Und das Wichtigste: Wir sollten beginnen, die Grundlagenforschung mit den neuen medialen Möglichkeiten zu verknüpfen und Verzeichnisse künftig digital-dynamisch, einheitlich standardisiert publizieren. Darüber waren wir uns auf der Gründungsveranstaltung des Arbeitskreises Werkverzeichnis am 3. November 2018 in der Hamburger Kunsthalle einig, wo sich bedeutende Institutionen sowie zahlreiche freiberufliche Provenienz- bzw. Oeuvreforscher:innen zusammenschlossen.
Es gibt bemerkenswerte Privatinitiativen von Kunstsammler:innen und Erben, Oeuvres oder einzelne Provenienzgeschichten recherchieren lassen.
Das prägnanteste Merkmal der Arbeit an einem Werkverzeichnis ist Vertrauen: Vertrauen seitens der Urheberschaftsgemeinschaft als Auftraggeber, Vertrauen von Galeristinnen und Galeristen, Auktionshäusern und Museen sowie den wissenschaftlichen Kolleginnen und Kollegen.
Um diese vormals ausschließlich museal-wissenschaftliche Arbeit zugänglicher zu machen, aber vor allem privaten Sammler:innen wie auch zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern Hilfestellung zu geben, wenn sie sich für ein eigenes Verzeichnis interessieren, ist diese Seite hier ein Ansprechpartner.
Sammlerinnen und Sammler tun viel Positives für ein Œuvre, eine:n Künstler:in oder eine ganze Strömung. Kunst setzt sich mit Werten, Ideen und Emotionen auseinander – und kreiert sie. Kunstsammlungen ebenso. Sie suchen direkte Gespräche mit Galeristen, Museen, Auktionshäusern und den Kunstschaffenden – und vermitteln ihr Wissen, indem sie die Werke in einer -privaten oder öffentlichen – Schau zeigen.
Auch sind Sammlungsverzeichnisse und Publikationen eine wichtige Quelle für die Kunstwissenschaft, aber eben auch für Versicherungen und den Leihverkehr.
Ihre Sammlung trägt Ihre Handschrift: Sie kuratieren Werke in ihre Kollektion. Dies stellt Kunst immer wieder in einen neuen Kontext, kann aber auch eine professionelle Konzeption erfordern. Als Urheber:in Ihrer individuellen Kollektion bereichern Sie nicht nur Ihre eigenen Räume, Salons, Ausstellungen oder Depots, sondern können zu wichtigen Partnern von Museen und der gesellschaftlichen Öffentlichkeit insgesamt werden. Für Ihre Fragen sind wir offen.